Abschlusskonzert und Gespräch mit der Band Sistanagila

Sonntag den 19.11.2023 um 16:00 Uhr im Kulturhaus Taranta Babu, Humboldtstr. Ecke  Amalienstr., 44137 Dortmund

„Um unserer orientierungslosen Menschheit Hoffnugssignale zu geben, ist es notwendig über einen Dialog zwischen Kulturen und Glaubensweisen hinaus zu einem Dialog de Seelen zu gelangen. Dies ist die unweigerliche Aufgabe der Kunst in diesem beginnenden 21 Jahrhundert.“

Mit Bildern gegen Paragraphen.

Eine Bilderreise durch 150 Jahre Körperpolitik / §218

mit der Kunsthistorikerin Astrid Petermeier

Dienstag 28. 11. 2023

19 Uhr im Dietrich-Keuninghaus,

Leopoldstr. 50-58, 44147 Dortmund (Eintritt frei)

Seit 1871 werden Frauen mit dem Abtreibungsparagrafen in Notsituationen gedrängt und der Selbstbestimmung über ihre Körper beraubt. Am Kampf gegen den § 218 haben sich immer auch Künstlerinnen mit Bildern und Plakaten beteiligt.

Käthe Kollwitz‘ ‚Bilder vom Elend‘ entstanden in einer Zeit, in der sogar noch Klara Zetkin und Rosa Luxemburg Schwangerschaft für eine ‚Privatsache‘ hielten. Erst, als Frauen 1919 endlich das Wahlrecht erhielten, begriffen SPD und KPD, dass sie deren Stimmen mit dem Kampf gegen § 218 erobern konnten.

Käthe Kollwitz, Schwangere Frau, 1910 (wikimedia)

Noch 1971 brauchte es immensen den Druck der Frauenbewegung bis die sozialliberale Koalition eine Fristenlösung einbrachte, die vom Bundesgerichtshof kassiert wurde. 1993 protestierten Frauen in Ostdeutschland mit „Mail-Art gegen § 218“ gegen das Geschenk aus dem Westen: auch für sie wurde Abtreibung nun ein Straftatbestand.

Bilder von Künstlerinnen wie Maina-Miriam Munsky, Jula Dech, Barbara Kruger oder Anke Feuchtenberger verdeutlichen, was für ein Schlachtfeld der Politik der weibliche Körper ist.

Im Anschluss an den Vortrag moderiert die Journalistin Claudia Dorka ein Podiumsgespräch.

Plakate Aktion 218, 1970er Jahre (Ausstellung Frauenmuseum Bonn)

BETEILIGUNGSPROZESSE IN KULTURPOLITISCHEN ENTSCHEIDUNGEN

Samstag, den 28.10.2023 – 18.00 Uhr – Kulturhaus Taranta Babu, Humboldtstr., Ecke Amalienstr., 44137 Dortmund
Michelle Bray ist Schauspielerin, Trainerin Awareness, Diversität, Empowerment, Critical Friend des
Fachkongresses Diversität des MKW NRW.
Deniz Elbir ist Referent für Interkultur bei der Stadt Neuss. Projektautor und -Leiter des Kulturprojekts
„Neue Deutsche Stadtgesellschaft“.
THEMA: BETEILIGUNGSPROZESSE IN KULTURPOLITISCHEN ENTSCHEIDUNGEN

PROGRAMM Akademie THIRD SPACE

PERSPEKTIVEN AUF TRANSFORMATION

Samstag, den 30.09.2023 17.00 Uhr – Kulturhaus Taranta Babu, Humboldtstr., Ecke Amalienstr., 44137 Dortmund
Hendrikje Spengler Leiterin des städtischen Kulturbüros Dortmund
Fatima Çalışkan Moderatorin, Künstlerin und Autorin
Can Gülcü Leiter von Interkultur Ruhr
Düzgün Polat Diversity Trainer / Diversitätsentwickler
Ayşe Kalmaz, Regisseurin und Kuratorin der Akademie THIRD SPACE

Romeo und Julia. Szenische Lesung

26. Oktober 2023, 18.30 Uhr, Kulturhaus Taranta Babu

Romeo und Julia, das große Liebespaar. Romantische Gefühle. Ewige Liebe und zur Krönung der gemeinsame Tod. Romantik pur! Romeo und Julia, die gehören zusammen. Oder nicht? Denn was ist Julia schon ohne ihren Romeo? Doch was passiert, wenn nur Julia spricht? Wenn die Frauen nur über Frauen sprechen?

Eine Szenische Lesung mit Lücken. Passieren wird viel und manchmal auch einfach nichts. Am Ende bleibt die Option, dass dieses Stück nicht spielbar ist – oder das bessere Stück.

Performance: Judith Grytzka, Annalena Volk, Katharina Frölich

Fragen zu einem Prozess ohne Motiv

Am 21. August 2023 fand am Dortmunder Amtsgericht endlich der Prozess gegen einen der Männer statt, die im Oktober 2022 die Scheiben des Taranta Babu eingeworfen haben.

Es gab lange 10 Monate Zeit, die Motive dieses Duisburgers zu ermitteln. Den Ermittlungsauftakt machte am Abend nach der Tat ein Polizeibeamter mit dieser Anmerkung: „Aber Herr Sahin, wir wissen doch, dass es sich hier um ein linkes Objekt handelt.“ Definieren konnte er den Begriff links nicht. Wir fragen uns, in welcher Weise diese Bemerkung zur Aufklärung beitragen sollte. Das Protokoll seiner Anzeige und Aussage erhielt Hasan Sahin trotz eingehender Bitte darum bis heute nicht.

Da war am 26. Oktober 2022 ein sehr kräftiger Mann extra aus Duisburg angereist, hatte sich maskiert, trug Handschuhe und hatte Backsteine mitgebracht. Er war nicht allein, ein ebenfalls vermummter Mittäter wurde gesehen, als er sich munter am Einwerfen unserer Scheiben beteiligte. Sie flüchteten in entgegengesetzte Richtungen, doch einer stolperte und fiel hin. Ein Gast unseres Cafés lief ihm nach und konnte sich auf ihn setzen, bis die Polizei kam.

Sie seien der Hooligan-Szene zuzuordnen, erfuhren wir tags darauf vom Staatsschutz. Schließlich fand an diesem Abend in Dortmund ein Fußballspiel statt. Falls das zur Aufklärung beitragen sollte, muss diese Frage gestattet sein: Wie viele Fußballfans waren an diesem Abend wohl in der Stadt und kamen nicht auf die Idee, unsere Scheiben einzuschlagen? In den Wochen danach erhielten wir regelmäßig Besuch vom Staatsschutz und die Straße wurde mehrfach täglich von der Polizei abgefahren. Immerhin war telefonisch angekündigt worden, dass dies noch nicht alles sei.

Als es  nun endlich zum Prozess gegen den Täter kam, den wir der Polizei immerhin frei Haus liefern konnten, erfuhren wir, dass in 10 Monaten ein Motiv nicht zu ermitteln gewesen sein soll. Weshalb es einzig und allein um Sachbeschädigung ging.

Die Richterin wies den Beschuldigten nachdrücklich darauf hin, dass ein Geständnis sich strafmildernd auswirken würde. Auf Nachfrage seines Anwalts, was strafmildernd bedeute, erklärte sie, dass er keinen Eintrag ins Strafregister erhalte, also weiterhin als nicht vorbestraft gelte. Nach kurzer Beratung mit dem Anwalt zog der Beschuldigte ein Geständnis vor, das selbst die Richterin „äußerst schlank“ nannte. Er gab zu, die Scheiben eingeschlagen zu haben, nannte jedoch keinerlei Motiv. Musste er auch nicht, denn dies sei sein „gutes Recht“, erläuterte die Richterin. Gehört es zum besonders guten Recht, keine weiteren Fragen mehr an den geständigen Täter zu stellen und keine Zeugen mehr zu hören?

Auch die Staatsanwältin erkundigte sich nicht mehr nach dem Tathergang, nach den Gründen seines Aufenthalts in Dortmund, nach dem/n Mittäter/n, nach dem Hooligan-Umfeld oder danach, warum die Wahl ausgerechnet auf einen Laden namens Taranta Babu gefallen war.

Da der Täter nicht vorbestraft war, ist er mit 80 Tagessätzen zu 40 € nicht anders bestraft worden, als habe er eine Laterne, ein Auto oder eine Leitplanke beschädigt. Sollte ihm ein solches Malheur eines Tages wieder passieren, kann er nochmals billig davon kommen, denn er gilt ja weiterhin als nicht vorbestraft.

Dürfen wir fragen, welche Ermittlungen in langen 10 Monaten angestellt wurden?

Dürfen wir fragen, warum kein Motiv ermittelt werden konnte?

Dürfen wir fragen, warum wir wochenlang den Staatsschutz und die Polizei zu Besuch hatten, wenn es doch nur um eine unpolitische Sachbeschädigung ging?

Dürfen wir fragen, was Hooligan-Szene bedeuten soll und warum dieses Wort im Prozess nicht fiel?

Dürfen wir fragen, ob die ebenfalls zur Hooligan-Szene gezählte national-rassistische „Borussenfront“ heute zur unrühmlichen Historie der Stadt gehört und in Vergessenheit geraten ist?

Dürfen wir fragen, ob wir die Attacke auf Taranta Babu genauso wegstecken müssen wie die Attacken von 2012/13, als nicht mal die Täter ermittelt werden konnten? Damals hatten sie ihre Botschaften deutlich hinterlassen. Diesmal konnten wir einen der Täter liefern – was für ein Pech: der hatte kein Motiv.

Dürfen wir fragen, ob wir das glauben sollen?

Fragen dürfen wir, Antworten werden wir wohl nicht erhalten.

Stattdessen werden wir mit anonymen Anzeigen überzogen. Letztens hatten wir den Zoll zu Besuch, weil Taranta Babu ein Drogenhandelsort sein soll. Bald darauf erfuhren wir, dass wir Bücher auf der Straße verkaufen sollen, was genehmigungspflichtig wäre, wenn wir es täten. Selbstverständlich muss einer anonymen Anzeige nachgegangen werden. Wenn aber 5 (in Worten: fünf) Zollbeamtinnen am Abend auftauchen, scheint man diese Ermittlungen ernster zu nehmen als die Frage, aus welchen Motiven jemand Taranta Babu unbedingt schaden will.